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Gespräche hinter Mund-/Nasenschutz

Jetzt ist es amtlich – das Gesicht muss zur Hälfte verhüllt werden! Zumindest in Geschäften, in Büros, in Fabriken, in Zügen, in Trambahnen und Bussen.



Davon abgesehen, dass einem selbst das Atmen schwerfällt, dass der Blickwinkel eingeschränkt ist beim „Nach-unten-schauen“, dass die Brille beschlägt, dass wir unter der Maske schwitzen, dass die eigene Stimme dumpf klingt, fehlen uns erhebliche Überzeugungsmerkmale bei unserem Gegenüber.





Der Blick-Kontakt ist geblieben und nimmt nun eine große Rolle ein. Stellvertretend für die fehlende Mimik.






Ja, die Gespräche werden optisch ärmer und akustisch undeutlicher.


Das sind 2 Faktoren, denen wir im „Normalzustand“ keine große Aufmerksamkeit schenken, da das selbstverständliche Registrieren von mimischen Regungen eher unterbewusst wahrgenommen wird und die Stimmlage keine herausragende Rolle zu spielen scheint.

Deshalb – wenn Sie sich mit den o.g. eigenen Imponderabilien (mein Lieblingswort) (Unwägbarkeiten) einigermaßen angefreundet haben und sich wieder mehr auf Ihr Gegenüber konzentrieren können, dann ist Ihnen evtl. schon folgendes störend aufgefallen:

die fehlende Sicht auf die Mundbewegung…


Vermutlich ja, weil wir, ohne es zu merken, zum besseren Verstehen automatisch das Gehörte von den Lippenbewegungen mitlesen.

■ das häufige Nachfragen…

Vermutlich ja, weil alles viel leiser, nuscheliger klingt und die jetzt besonders notwendige Betonung der einzelnen Worte (Sprachmelodie) hinter dem Mund-Nasenschutz versackt.


Die Anzahl der Missverständnisse (was ist wie gemeint) erhöhen sich…


Vermutlich ja, weil die undefinierbare Stimmlage hinter der Maske nicht eindeutig einzuschätzen ist und: weil der „Ton die Musik macht“. War es ironisch gemeint? War es erklärend gemeint? War es freundlich gemeint? War es belehrend gemeint? War es tadelnd gemeint? War es neutral gemeint? Kam es aggressiv rüber? War es verächtlich gemeint? War es witzig gemeint? War es rein informativ gemeint? War es liebenswürdig gemeint?

Und je nach dem wie das Paket aus Stimme, Sprache und Inhalt von uns Zuhörern aufgenommen wird, hauen wir die dazu passende Reaktion raus: ZB. Erzeugt vermeintlich aggressives Einwickelpapier eine gereizte Gegenreaktion.



Fazit:

Um sich gut zu verstehen ist schon immer hohe Zuhörbereitschaft nötig – und die lässt im wahren Leben schon oft genug zu wünschen übrig - woher nehmen wir denn in diesen nervigen Zeiten die Geduld zum Zuhören her? Beispielsweise um nachzufragen wie dieses oder jenes gemeint ist, damit wir die Situation nicht versehentlich versauen?



Ach, wenn es da nur ein Patentrezept gäbe :)


Die einzig wirkliche Gewissheit ist, dass wir auf andere genauso uneindeutig wirken und wir dieses leicht anhand von deren ungeduldiger Reaktion erkennen können. Das führt uns zu dem klugen Rückschluss:


Ich kann mit einer deutlichen, langsamen sowie lauteren Aussprache als sonst, mit einer eindeutigen, zum Inhalt passenden Stimmlage und mit meinen sprechenden Augen ein zwar verhülltes, aber dennoch stimmiges Gegenüber werden!


PS: Und nach der Maskenzeit freut sich jeder über Ihre lebendige Sprechweise

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